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T. J. Morosis: "LILIEN IM REGEN" (Kurzgeschichte)

Hierbei handelt es sich um eine Kurzgeschichte, die beim Kurzgeschichtenwettbewerb der AniNite 2023 eingereicht wurde. Der Text stammt direkt von dem/der Autor:in und wurde vom Verlag nicht verändert. Das Thema des Wettbewerbs lautete "Zum Glück war dort ein Getränkeautomat".

Viel Spaß beim Lesen!

 

Text: T. J. Morosis
Genre: Romace

Lilien im Regen


Rin Morikawas Lippen waren weich wie Lilien.

Zumindest in meinen Vorstellungen. Mein Mut reichte nicht für mehr als das.

Vorstellungen. Vorstellungen, für die ich mich jedes Mal in Gedanken bei ihr entschuldigte.

Auch in jenem Moment fühlte ich die schwere Last von Schuld auf meiner Brust. Dieses

zurückhaltende Lächeln und der Schimmer in ihren Augen. Sie hielten mich gefangen.

Ihre Stimme, samtig weich und gleichzeitig bestimmt, drang mir durch Mark und Bein. Sie

erfüllte das kleine, beinahe leere Büro. Ich hörte sie mit jemandem über das neue Manuskript unserer führenden Mangazeichnerin sprechen, verstand aber nur die Hälfte der Worte.

Erst, als sich unsere Blicke trafen, bemerkte ich, dass ich sie die ganze Zeit über angestarrt hatte. Ich erschauerte, atmete scharf ein und wandte mich meiner Tasche zu, die ich mit ungekanntem Eifer packte. Das Manuskript, das ich noch nicht zu Ende gelesen hatte, schob ich vorsichtig in eine Dokumententasche aus Plastik, um nach Feierabend daran weiterarbeiten zu können.

Ich wollte keine Sekunde länger bleiben.

„Yuri.“

Ich zuckte zusammen. Dann sah ich zu meiner Kollegin auf. Ihr Gesicht war mir vertraut,

natürlich. Immerhin arbeitete ich bereits seit fünf Jahren für diesen Mangaverlag. Doch auch nach einem langen Anstarrwettbewerb wollte mir ihr Name nicht einfallen.

„Hast du etwas davon gehört, dass es so schütten soll?“ Sie lächelte mich leicht an und

nickte zum Fenster hinaus, wo die Neonlichter Shibuyas die Nacht zum Tag machten. Sie

ließen die Regentropfen wie tausend bunte Kristalle glänzen. „Ich nicht. Daher hab‘ ich auch keinen Regenschirm mit.“

Ich folgte ihrem Blick. Der Griff meines lila Knirpses ragte aus meinem Rucksack. Dann

sah ich wieder aus dem Fenster. Eine Windböe warf den Regen mit einem dumpfen Prasseln gegen die Fensterscheiben.

Unter anderen Umständen wäre ich gerne ohne Regenschirm spazieren gegangen, doch die Müdigkeit des Tages lag schwer in meinen Knochen und der Regen nahm zu. Eine Nacht im Verlag zu schlafen, wirkte angesichts dieser Umstände beinahe verlockend.

Der erwartungsvolle Blick meiner Kollegin ließ mich die Zähne zusammenbeißen und

hörbar ausatmen. „Möchtest du meinen haben?“ Ich zog den kostbaren Knirps aus der Tasche und bot ihn ihr an.

Ihr Gesicht hellte sich auf. „Danke, du rettest mir das Leben.“ Sie umfasste den Schirm,

doch ehe ich loslassen konnte, zog sie mich näher an sich heran.

Die vorgetäuschte Zurückhaltung war verschwunden. In ihrem Blick lag nun eine Kälte,

wie man sie nur von Aprilschnee kannte. Unvorhersehbar und unverhofft. „Du findest es doch auch seltsam, dass ausgerechnet Frau Morikawa unsere Vorsitzende geworden ist, oder? Wenn man die Position ihres Vaters bedenkt, möchte man meinen, dass-…“

Als hätte ich mich verbrannt, zog ich die Hand zurück.

„Wenn du dich darüber beschweren möchtest, dass Frau Morikawa schon wieder dein

empfohlenes Manuskript abgelehnt hat, bist du bei mir falsch.“ Ich streckte den Rücken

gerade und hob das Kinn. In meiner Brust brodelte eine unbekannte Hitze an Gefühlen, die

auszubrechen drohte wie ein Vulkan. Das Blut schoss mir in die Wangen.

Wir starrten einander an. Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde zeigte sie mir all die

Emotionen, zu denen ein Mensch fähig war und ein kleiner Teil in mir beneidete sie um diese Ehrlichkeit. Doch dieser Neid verschwand bald gemeinsam mit meinem Knirps in ihrer Hand.

Mit einem Seufzer wandte ich mich erneut dem Fenster zu. Diesmal trafen meine Augen

erneut auf Rins. Unter dem Schatten ihrer Wimpern wirkten sie beinahe schwarz. Ein

Schwarz, das, ganz anders als im Gespräch mit unserer Kollegin davor, in jenem Moment wie heiße Kohlen glühte.

Es war still um uns. Wir waren allein im Büro.

Ihr Blick jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Kribbelte auf meiner Haut, ließ

das Blut in meinen Ohren rauschen und mein Herz in meiner Kehle schlagen.

„Gute Arbeit heute, Yuri.“

Eine Gänsehaut überkam mich.

Aus ihrem Mund klang mein Name seltsam zärtlich. Schöner, als ich es jemals für möglich

gehalten hätte. Als ließ sie ihn auf ihrer Zunge tanzen.

Der Gedanke ließ mir das Blut in den Kopf schießen, bis mir schwindlig wurde. Eine

Mischung aus einem Seufzer und verzweifeltem Stöhnen drang aus mir, ehe ich meine Sachen schnappte und aus dem Büro floh. Ich stürzte aus dem Verlagsgebäude, hinaus auf die nassen Straßen Shibuyas und rang nach Atem.

Der Regen hatte nachgelassen, tröpfelte sanft auf meine Haut und kühlte mein erhitztes

Gemüt.

Ich wäre gerne besser im Umgang mit Menschen. Besser im ‚Nein‘-sagen, besser im

Zeigen meiner Emotionen, besser im Flirten. Doch ich war, wer ich war. Ein Mauerblümchen, das eine wunderschöne Blüte aus der Ferne bewunderte.

Ausgerechnet meine Chefin, ich keuchte schwer, als ich bei der Bushaltestelle hielt und das Gesicht in den Händen vergrub.

Meine Wangen brannten. Die Kälte der Regentropfen durchdrang meine glühende Haut

wie tausend Nadeln. Der vorbeiziehende Verkehr rauschte in meinen Ohren. Ich muss

vollkommen bescheuert sein, mir das Leben so schwer zu machen.

Als antwortete mir der Himmel selbst, schwoll der Regen wieder an. Er fiel in großen

Tropfen herab, prasselte auf mich ein und ich kam genau rechtzeitig aus meinem emotionalen Schneckenhaus, um den Spritzern eines vorbeifahrenden Autos auszuweichen. Auch die Menschen unter dem Fahrgastunterstand der Haltestelle schreckten zurück. Sie zwängten sich Schulter an Schulter darunter und der Gedanke, mich zu ihnen zu gesellen, ließ meine introvertierte Seele beinahe ohnmächtig werden. Lieber ließ ich mich berieseln und sah dem

Regen beim Fallen zu.

Als mein Blick über die schimmernden Straßen und Gebäude streifte, bemerkte ich das

flackernde Licht eines überdachten Getränkeautomaten, der zu einem Conbini gehörte. Es

blendete mich in dieser schwarzen, wolkenverhängten Nacht und spiegelte sich auf dem

nassen Asphalt. Sein Licht schien einen weißen Teppich für mich auszubreiten.

Ich hastete zu dem Automaten, unter die Überdachung, und lehnte mich mit einem Seufzen gegen die Glasscheibe des Ladens. Die schwarze Bluse klebte an meinem Körper wie eine zweite, eiskalte Haut, mein Körper zitterte und die Tropfen, die meinen Rücken hinabflossen, ließen mich erschauern.

Mit einem weiteren Seufzer schlang ich die Arme um mich und betrachtete die Tropfen, in

denen sich die Straßenlichter brachen. Sie fielen von der Überdachung und schlossen mich ein wie ein Wasserfall. Schotteten mich vom Rest der Welt ab und schlossen mich mit meinen Gedanken ein.

Sie wäre nicht an einer Frau wie mir interessiert. Auf sie wartet bestimmt ein Mann,

irgendein CEO, attraktiv und gut gebaut wie sie, ich atmete hörbar aus und betrachtete den Regenvorhang vor mir. Seine Tropfen zerschellten am Boden wie mein Liebesleben.

Ich musste über diesen Gedanken kichern. Vielleicht war es gut so, dass manches zerbarst.

Alles, das zählte, war Rins Glück. Sie verdiente jemanden, der sie wertschätzte, gut zu ihr war und ihr die Welt zu Füßen legte. Jemand wie ich taugte nicht dazu.

Die Einsicht, dass ich, niemals gut genug wäre, ganz gleich, was ich tat, war seltsam

beruhigend. Gemeinsam mit dem Rauschen des Regens und dem Geruch nach feuchtem

Asphalt beruhigte sie mich und meine rasenden Gedanken.

„Sie werden sich wieder erkälten.“

Ich zuckte zusammen, als eine vertraute, samtweiche Stimme vom anderen Ende des

Getränkeautomaten den Schutz des Regenwalls durchbrach. Sie drang direkt in meine Brust und ließ mein Herz erzittern.

Jede Faser meines Körpers war bis zum Zerreißen angespannt. Der Atem blieb mir in der

Kehle stecken. Ich stand da wie das Reh vor den Scheinwerfern eines herannahenden Wagens.

Gelähmt. Mein Schicksal akzeptierend.

„Möchten Sie meinen Mantel ausleihen?“

Diese Worte riefen ein Echo in meinen Erinnerungen wach, als hätte ich sie schon einmal

gehört. Doch sie waren hinter einem Schleier verborgen und sickerten wie Rauch durch meine Finger, sobald ich nach ihnen griff.

Die Wärme dieser Erinnerungen und die Neugier über die Person, ließen mich einen

Schritt vorwärts tun, um nach der Person am andern Ende des Automaten zu sehen.

„Halt.“

Ich hielt inne. Ihr sanfter Befehl ließ meine Haut kribbeln und ich lauschte, um weiteren

Anweisungen zu folgen. Wie ein dressiertes Hündchen.

„Ich reiche ihn hinüber.“

Ich runzelte die Stirn und trat wieder einen Schritt zurück. „Wieso darf ich Sie nicht

sehen?“, hörte ich mich sagen und, als könnte ich sie damit wieder ungesagt machen, legte ich eine Hand über die Lippen.

„Weil Sie mich nicht kennen.“

Ich presste die Lippen zusammen, verschloss einen Widerspruch hinter ihnen. Vermutlich

wollte sie nicht mit mir zusammen gesehen werden.

Das Rascheln von Kleidung erklang. Dann klopfte etwas mehrmals auf Stoff, als wollte sie

ihn glätten.

„Hier.“

Obwohl sie mich nicht sehen konnte, schüttelte ich den Kopf und richtete den Blick zu

Boden. „Aber dann erkälten Sie sich.“

„Nehmen Sie ihn“, die sanfte Strenge in ihrer Stimme jagte einen Blitz durch meinen

Körper, ließ all meine Nervenenden kribbeln.

Wie von selbst drückte sich mein Körper gegen den Automaten, um nach dem Mantel zu

fassen. Als ich ihn ihr abnahm, berührten sich unsere Fingerspitzen. Sie waren kalt wie Eis.

Trotzdem nahm ich den Mantel an und legte ihn widerwillig um meine Schultern. Nach

und nach umhüllte mich ihre Körperwärme. Ihr Duft.

Er war süß und sanft wie der von Lilien. Bekannt und zärtlich wie eine nostalgische

Erinnerung, die langsam erwachte.

In ihr sah ich ihre tiefbraunen Augen vor mir. Ich sah das warme, gleichzeitig bestimmte

Leuchten darin, mit dem sie Anweisungen gab oder mich für das Empfehlen

vielversprechender Manuskripte anlächelte. Es war ein Lächeln, das meinen Gedanken über den CEO lächerlich wirken ließ.

Als könnte ich dieses Leuchten aufgeben. Als könnte ich das Kribbeln in meiner

Magengrube, dieses Lächeln und diesen Schimmer in ihren Augen an jemanden abtreten.

Es war egoistisch. Natürlich war es das. Doch ich klammerte mich an diesen Duft, an diese

Erinnerung, wie an die letzten Momente eines Traums vor dem Aufwachen. Ein Traum, der

vor zwei Jahren begonnen hatte. An einem Regentag wie diesem.

Sie hatte meinen betrunkenen Hintern nach einer Firmenfeier in ihren Mantel gewickelt

und nachhause gefahren. Ihr warmer, zärtlicher Duft hatte mich auf dem Beifahrersitz in den Schlaf gewogen und am folgenden Tag hatte ich so getan, als wäre sie mir nicht unter die Haut gegangen.

Seither bluffte ich.

Daher fiel es mir nicht schwer, ihr zuliebe so zu tun, als wusste ich nicht, wer sich am

anderen Ende des Getränkeautomaten befand. Wenn es das war, das sie wollte, erfüllte ich

ihren Wunsch.

„Ich möchte Sie um Rat fragen.“

Meine Gedanken verpufften. Ich hob die Augenbrauen. Der Gedanke, dass ausgerechnet

sie mich um Rat bat, war so absurd, dass ich schlucken musste, um mir ein Lächeln und eine selbstironische Bemerkung zu verkneifen. „Wie kann ich helfen?“

„Ich kenne eine Person, die dieses Wetter sehr genießt.“

Ich lauschte ihren Worten und hob den Blick. Durch den Regen sah ich die Lichter meines

Busses vorbeiziehen, doch blieb ich wie angewurzelt stehen, um ihr zuzuhören.

„Ich sah sie im Regen stehen, die Augen geschlossen, die Tropfen auf ihren, vom Alkohol,

erhitzten Wangen. Sie sah aus, als wäre sie jenseits dieser Welt.“

Ich hielt den Atem an und warf dem Getränkeautomaten ertappten einen Seitenblick zu, als

könnte ich durch ihn hindurch zu ihr sehen. Wenn sie wüsste, dass ich mich in jenem Moment beherrschen musste, um mich nicht zu übergeben.

Dann erst fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Warte, meint sie wirklich mich?

„Ich fuhr sie nachhause, während sie auf dem Beifahrersitz neben mir schnarchte.“

Gute Güte, sie meint wirklich mich, ich zog den Kopf in den Kragen ihres Mantels zurück

und presste die Augen zusammen, betend, sie würde doch eine andere Person meinen. Einen attraktiven, gut gebauten CEO, der sich an meiner statt vor ihr blamiert hatte.

„Seither kann ich sie nicht mehr vergessen.“

Ich horchte auf. Mein Herz erzitterte. Mein Mund wurde trocken. „Seit zwei Jahren?“

„Seit zwei Jahren“, antwortete sie, ohne Zögern, ohne Verwunderung über meine Worte.

„Ich sehe sie jeden Tag, sehe sie eifrig arbeiten und gutmütig Lächeln, was auch immer ihr im Weg steht. Auch morgens und abends sehe ich sie vor mir, selbst nachts lässt sie mich nicht in Frieden. Ich wünschte, sie würde mich loslassen“, die Worte sprudelten regelrecht aus ihr heraus, bebten vor unterdrückten Emotionen und erfüllten ihre kleine Welt hinter dem Regenvorhang. Die falsche Anonymität, die ihr der Getränkeautomat ermöglichte, machte sie redseliger denn je und ermöglichte ihr eine Ehrlichkeit, die tief in mein Fleisch schnitt.

Mehr wollte ich nicht hören.

Ich senkte den Blick und sah den Regentropfen beim Zerplatzen zu. „Wenn sie Ihnen so

unangenehm ist, könnten Sie sie vielleicht in eine andere Abteilung versetzen.“

Das Donnern des Gewitters vibrierte in meiner Brust.

Dann kehrte Stille ein. Regentropfen durchbrachen die Oberfläche einer Pfütze. Ein

Windhauch fand seinen Weg unter den Mantel und ließ mich erschauern. Anstatt ihn enger um mich zu wickeln, ließ ich ihn von meinen Schultern gleiten und faltete ihn über meinen

Unterarm.

„Nein. Ihre Nähe quält mich, weil Sie nicht nah genug sind.“

Das Plätschern des Regens schwoll zu einem leidenschaftlichen Orchester an. Es rauschte

in meinen Ohren, trieb meine Gedanken und Zweifel davon, bis mein Kopf leer war und ich

nur mehr von einem einzigen, brennenden Gefühl geleitet wurde.

Ich musste zu ihr. Ich musste sie sehen.

Angetrieben von diesem Gefühl, ging ich ans andere Ende des Automaten. Diesmal hielt

sie mich nicht auf.

Als sich unsere Blicke trafen, leuchtete das Braun in ihren Augen, wie Bernstein im

Sonnenlicht. Sie sah auf mich herab, regungslos, als akzeptierte sie jedes Wort von mir.

Welches es auch immer sein mochte.

Doch ich sagte nichts. Stattdessen legte ich ihr den Mantel um, die Schultern, ohne den

Blick von ihr zu nehmen.

Wir sahen einander an, verstanden die Gedanken der jeweils anderen wie die eigenen.

Gleichzeitig tasteten wir uns vorsichtig voran, aus Angst davor, doch falsch zu liegen.

Als sie meine Hände nicht abschüttelte, strich ich die Falten ihres Mantels glatt und

richtete den Kragen. Anschließend stellte ich mich auf die Zehenspitzen und zog sie

vorsichtig zu mir herab.

Ein warmes Kribbeln breitete sich in meiner Magengrube aus, als ich ihre Augen

schimmern und ein verschmitztes Lächeln auf ihren Lippen sah.

Dann traf meine Stirn auf ihre.

Ich sah sie an, klammerte mich an diesen Moment, aus Sorge, er könnte jederzeit in Rauch

aufgehen. Doch ihre Wärme, die mich nach und nach erneut umgab, ließ mich diese Angst

vergessen und brachte mich stattdessen zum Lächeln. „Bin ich jetzt nah genug?“

Rins Augen strahlten, als sie erst belustigt schnaubte und dann herzhaft zu lachen begann.

Bestimmt nicht, weil ich Komikerin war, auch, wenn ich manchmal dachte, dass mein Leben ein Witz war. Nein, sie lachte vor Glück. Zumindest hoffte ich das.

„Ja“, sagte sie mit, vor Freude, belegter Stimme, zog mich näher an sich heran und legte

ihren Mantel um uns.

Ich schlang meine Arme um ihre Taille und schmiegte mich an sie. „Ich habe nie geahnt,

wie Sie empfinden.“ Meine Wangen wurden heiß. „Hätten Sie mir jemals etwas davon

gesagt? Ohne sich hinter einem Getränkeautomaten zu verstecken?“

Rin lächelte mich entschuldigend an. „Wärst du ohne Getränkeautomaten jemals so auf

mich zugekommen?“

„Auf gar keinen Fall.“ Ich sah sie aus großen Augen an. Heiße Scham stieg mir zu Kopf,

ließ mein Herz pochen.

Doch anstatt mich für meine Feigheit zu verurteilen, lachte sie bloß sanft und sah mich mit

einer Zärtlichkeit an, als wäre ich das Kostbarste, das sie jemals erblickt hatte. Und dann,

ganz vorsichtig, küsste sie meine Stirn mit Lippen so weich wie Lilien.

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